Evangelische Kirchengemeinde Birstein

 
 

Kirche Birstein    

 

Anblick der Kirche vom Südosten. Sie liegt auf einem Bergrücken und schenkt auf dem Rundgang des Turmes einen herrlichen Blick über Birstein und den südlichen Vogelsberg. 

 

Ev. Kirche Birstein

Die Kirche nach der Außenrenovierung 2011 Foto A. Walther

 

2011 wurde die Kirche offiziell in die landeskirchliche Liste der offenen Kirchen aufgenommen. Dazugehörende Kirchengemeinden verpflichten sich, ihre Kirchen verlässlich für Besucher und Besucherinnen tagsüber zu öffnen. Eine weitere Auflage ist die gastfreundliche Gestaltung der Kirche. An der Eingangstür heißt nun das gut sichtbare Signet der Offenen Kirchen mit seinem Symbol und seinem Aufdruck Gäste herzlich Willkommen. Im Eingangsbereich liegt eine kleine Broschüre zur Geschichte und Gestaltung der Kirche aus. Ebenso findet sich dort auch ein Gästebuch, welches zu Eintragungen einlädt. Die Kirche ist von 8.00 - 19.00 Uhr geöffnet.   

 

Die Kirche besitzt eine Hörschleife. Träger von Hörgeräten können im Kirchenschiff unten und auf der Empore alles verstehen. Lediglich ganz vorne in der Fürstenloge und darüber im Gänsestall ist kein Empfang. 

 

 

 

Die Geschichte der Kirche  

 

1478 Erste Erwähnung einer Dorfkapelle in einem Vertrag zwischen dem Pfarrer von Unterreichenbach und der Gemeinde Birstein.

 

1535 Der von der Reformation geprägte Reinhard v. Isenburg übernimmt das Patronat der Dorfkapelle und erwirbt das Präsentationsrecht für Prädikanten und Pfarrer in Birstein.

 

Seit dieser Zeit dient die Kapelle und spätere Kirche als Begräbnisstätte der gräflichen (später fürstlichen) Familie, woran die in der Kirche und an der Außenmauer der Kirche aufgestellten Grabsteine erinnern. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wird die Kirche als Begräbnisstätte geschlossen. Fürst Karl v. Isenburg (+ 1820) legte den für die fürstliche Familie bestimmten Friedhof neben der Kirche an, auf dem er als erster seine Ruhestätte fand.  Das Patronat wurde 2004 vom inzwischen katholischen Fürstenhaus aufgegeben.

 

In Birstein und in seiner Kapelle wirkte der gräfliche Hofprediger Anton Praetorius. Als es 1597 zu einer Folterung von angeblichen Hexen kam, schritt er energisch für die Frauen ein. Er war damit einer der allerersten, der sich überhaupt gegen Hexenprozesse stellte. In Birstein ist eine Straße nach ihm benannt worden. Über Praetorius gibt es mehrere Bücher von Hartmut Hegeler. Für seine Recherchen war er zuvor mehrmals in Birstein.   

 

 

Anton Praetorius

 

 

 

Anton Praetorius Birstein

Kinderbuch

 

 

 

 

1701 Umbau der Kapelle zu einer Kirche im Stil des Barock: eine zweite Empore wird errichtet, Seitenmauern und Turm werden erhöht. Die Jahreszahl 1701 erscheint im schmiedeeisernen Kreuz auf dem Turm, das beim Brand der Kirche im Jahr 1913 erhalten blieb.

Auf der über der Fürstenloge befindlichen Seitenempore ist die 1701 erbaute Kirche zu sehen.    


Kiche Birstein vor dem Brand

Foto Antina Walther

 

1913 Am 7. Januar wird die Kirche durch einen Brand vollständig zerstört.

 

Kirche Birstein

Die Ruine der Kirche nach dem Brand

 


Noch im gleichen Jahr beginnt unter Pfarrer Julius Hufnagel der Wiederaufbau. Es wird ein Chorraum an der Nordseite der Kirche hinzugefügt. Der alte Rundturm mit dem barocken Helm wird verändert in das Bauwerk einbezogen. 

 

1914 Einweihung der neuen Kirche am 19. April, drei Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, durch Generalssuperintendent Karl Fuchs aus Kassel unter dem Bibelwort „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Joh. 16,33). Die Kaiserin Auguste Victoria schenkt die Altarbibel und versieht sie mit einer eigenhändigen Widmung.

 

Das Portal ist eine Kopie des Originals. Beschläge und Fenster zeigen Gestaltungs-elemente des zurückhaltenden Jugendstils, in dem die ganze Kirche errichtet wurde.

 

 

 

Die Kanzel wird originalgetreu nach einer Fotografie der alten Kanzel von Herrn Maldfeldt aus Meerholz hergestellt. Die reich geschnitzte Kanzel steht auf einer als Weinstock gearbeiteten Säule. Die Teufelsgesichter dienen zur symbolischen Abwehr böser Geister von den Predigenden, ähnlich mittelalterlicher Fratzensteine. Die Teufel werden von Engeln gebändigt.

 

Foto Antina Walther

 

Die beiden figürlichen Fenster im Chorraum sind eine Stiftung der Familie Lomb aus Rochester (USA) für ihre Heimatkirche. Die Fenster stellen die Kreuzigung und Auferstehung im sog. Nazarenerstil dar.


Foto Antina Walther

 

 

 Die Buntfenster in der „Fürstenloge“ (vorne rechts neben dem Taufstein) zeigen die Wappen der Grafen und Fürsten v. Isenburg.  

 

 

 

Die vier im Turm befindlichen Glocken stammen aus den Jahren 1920 und 1953 und wurden von den Glockengießereien in Apolda (Thüringen) und Sinn (Dillkreis) gegossen.

 

Die heutige Orgel im Wert von 250.000 € wurde von der Firma Mitteldeutscher Orgelbau Voigt aus Bad Liebenwerda gebaut und 2002 festlich eingeweiht. Sie hat 22 Register auf zwei Manualen, 10 Koppeln und eine Setzeranlage. Der Orgelprospekt ist im Jugendstil gebaut. Das reichhaltige Schnitzwert passt zur Kanzel. Die in den Schleierbrettern angedeuteten Jagdhörner weisen auf den Ursprung Birsteins hin: Der Name leitet sich ab von Pirsenstein, von der Pirsch bei der Jagd. Eine weitere Besonderheit spielt auf diesen Namen an. Die Orgel besitzt ein "Scherzregister", ein Pirsenhorn. Wenn das Register gezogen wird, erklingen zwei Jagdhörner. 

 

 

 

 
 

Foto Antina Walther

 

Das Denkmal von 1928 gedenkt der Gefallen der Kriege 1813, 1870/71, 1914-1918 und 1939-1945. Die Namen jüdischer Soldaten weisen auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Birstein hin.

 

 

 

 

 

Foto Antina Walther